Mit 22 stand ich an einem Wendepunkt. Mein Sohn ging in den Kindergarten und ich wollte mehr. Mehr für mich, mehr meine Familie.
Ich wollte arbeiten. Nicht nur, um Geld zu verdienen – sondern, weil ich mir selbst beweisen wollte, dass ich mehr bin als nur die Rolle, in die das Leben mich gestellt hatte.
Ich wollte meine Leidenschaft für Beauty leben, für etwas brennen, unabhängig sein.
Ich bekam einen Job in einem Friseursalon – im Bereich dekorative Kosmetik. Mein Deutsch? Kaum vorhanden.
Ich konnte mich kaum ausdrücken, musste mit Gesten und Händen kommunizieren. Aber ich war da. Ich habe mich getraut.
Ich war freundlich, aufmerksam, empathisch – so, wie ich eben bin. Und die Kundinnen haben das gespürt. Sie haben mich gemocht, mir vertraut, sind gerne zu mir gekommen. Die Chefin hat das erkannt.
Und irgendwann stellte sie mir eine Frage, die alles veränderte: „Willst du dich selbstständig machen?“
Ich war völlig überfordert. Ich hatte keine Ersparnisse. Keine Ahnung von Selbstständigkeit. Ich wusste nicht einmal, wo ich Produkte bestellen sollte oder wie man überhaupt ein Gewerbe anmeldet.
Aber sie glaubte an mich. Und plötzlich begann ich, auch an mich zu glauben.